Mediation als Lösung komplexer Probleme

Oftmals müssen Akteure wie Wohnungsunternehmen, Kommunen, Mieter, private Eigentümer, Anleger, Gewerbe, Planungsbüros und Bauausführende in Einklang gebracht werden. Wie MediatorInnen hierbei agieren können, um tragfähige Lösungen zu vereinbaren und was Mediation ausmacht, lesen Sie in unserem Blogpost.

Auch wenn sich Mediation als Konfliktlösungsverfahren in vielen Bereichen bereits etabliert hat, gilt diese Form der außergerichtlichen Streitbeilegung in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft noch weitestgehend als Neuland. Doch gerade die aktuellen Herausforderungen der Branche und die Konzentration des gesellschaftlichen Wandels in den Quartieren machen die Mediation für Wohnungsunternehmen interessant.

Nach Angaben des GdW sind eine schwierige soziale Situation und ein hoher Anteil durch Armut bedrohter Mieter häufig ein Grund für Konflikte in Wohnquartieren. An erster Stelle der Konfliktgründe stehe eindeutig die soziale Situation der Mieter, wohinter sich oftmals erhöhte Kinderarmut, Jugendarbeitslosigkeit oder Altersarmut verbergen. Auch Interkulturelle und Generationenkonflikte nehmen nach Angabe des GDW deutlich zu.

Wohnungsunternehmen fehlen hier oftmals geeignete Konzepte, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Warum kann Mediation für die Branche ein Alternativkonzept zur Konfliktlösung sein?

Die Einleitung eines Mediationsverfahrens erscheint dann sinnvoll, wenn Streitparteien ihren Konflikt eigenverantwortlich regeln und beilegen wollen, rechtliche Gründe dem nicht im Weg stehen und andere (gerichtliche) Verfahren keine bessere Lösung versprechen.

Die professionelle Mediation nach methodischen und wissenschaftlichen Grundsätzen basiert in ihren Bedingungen zum einen auf Resultaten der Konfliktforschung und zum anderen auf strukturierten Verhandlungskonzepten. Ob juristische Auseinandersetzungen oder Verhandlungen auf Geschäftsebene – leicht tritt in den Hintergrund, dass auch die „Gegenseite“ nicht abstrakt aus Repräsentanten besteht, sondern dass hier Menschen mit Emotionen, Werten, Überzeugungen und Standpunkten miteinander interagieren.

Vier Grundprinzipien für das strukturierte Konfliktlösungsverfahren der Mediation

Aus dieser Erkenntnis lassen sich für das strukturierte Konfliktlösungsverfahren der Mediation verschiedene Grundprinzipien ableiten, die auf den Grundlagen des international anerkannten Harvard-Verhandlungskonzeptes beruhen:

1. Menschen und Probleme werden getrennt voneinander behandelt

Ein Konflikt entsteht in der Regel durch ein Missverständnis, über das nicht gesprochen wird. Das Problem an einem Konflikt ist nun in der Folge häufig, dass die entsprechenden Parteien die Sache nicht von der Person trennen können. Infolgedessen ist häufig die Beziehungsebene gestört und ab diesem Moment leidet leider auch die Sachebene bei der Übermittlung von Informationen. Für die Konfliktklärung gilt es, diese Beziehungsstörung nicht über die inhaltliche Auseinandersetzung dominieren zu lassen.

2. Konzentration auf Interessen und Bedürfnisse

Typisch für Verhandlungen ist, dass jede Partei auch nur über die eigene Position spricht und verhandelt – solange sich das Problem als Konflikt zweier Positionen darstellt und das Ziel die Einigung auf eine Position ist. Hier stockt in der Regel der Verhandlungsprozess. Neben gegenseitigen Forderungen sollte nun vielmehr die Herausarbeitung der eigenen Interessen der Parteien im Vordergrund stehen.

3. Entwicklung von Entscheidungsoptionen

Obwohl es nützlich ist, wenn verschiedene Wahlmöglichkeiten bestehen, ist für wenige Menschen in Konflikten und Verhandlungen die Notwendigkeit ersichtlich. Viele Parteien glauben meist, die richtigen Antworten zu kennen. Dementsprechend ist ihre Perspektive und Sicht der Dinge die einzig richtige. Besser ist aber die Entwicklung von Lösungsoptionen, die dem eigenen Interesse gerecht werden und beiderseitigen Gewinn versprechen.

4. Entwicklung und Anwendung neutraler Beurteilungskriterien

Wie gut nun aber die Interessen der anderen Konfliktpartei verstanden werden und wie einig diese Interessen auch sein mögen, oft sind aber gerade widerstreitende Interessen die Wirklichkeit. Wieder werden nun oftmals solche Situationen durch das „Feilschen“ um Positionen versucht zu lösen. Warum sollte aber eine auszuhandelnde Lösung nicht auf objektiven Kriterien wie z.B. Marktwerten, Wiederbeschaffungskosten, Verkehrswerten oder Alternativangeboten begründet werden können?

Fazit

Auch die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sieht sich in ihrer Zukunft einer sich immer schneller wandelnden Wirtschaftswelt ausgesetzt, die von einer zunehmenden Vernetzungsdichte und damit von vielen Berührungs- und Konfliktpunkten gekennzeichnet ist. Mit dieser Herausforderung, und der Verpflichtung, Konflikte konstruktiv zu lösen, lassen sich durch professionelle Verhandlungsinstrumente bessere Ergebnisse zur Lösung vielfältigster Konflikte erreichen. Gerade das Instrument der Wirtschaftsmediation vertritt mit ihren Ansätzen Konzepte, mit der die Branche ihren Herausforderungen auch zukünftig gewachsen ist.

Die EBZ Akademie bietet in diesem Fachgebiet Weiterbildungen an: Der Kurs ist konkret auf die Fragestellungen der Wohnungswirtschaft ausgerichtet und orientiert sich an den spezifischen Bedürfnissen.

Im Grundkurs liegt der Fokus auf praktischen Anwendungen der Mediation im Arbeitsalltag:

Im darauf aufbauenden Zertifikatskurs werden die Kenntnisse und das Wissen vertieft:

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