In einer durch nachhaltige Veränderungen, hohe Dynamik und steigende Komplexitäten geprägten Unternehmenswelt, wird „gute Führung“ immer wichtiger. Doch welche Faktoren machen „gute Führung“ aus? Welche Rolle spielt die Kommunikation in dieser komplizierten Sphäre? Eine Antwort.
Gerade die Krisenstimmung in der Wohnungswirtschaft und die Dynamik aktueller Themen fordern Führungskräfte heraus, dies als Chance zur Weiterentwicklung und als neue Führungsaufgabe zu begreifen. Der Wandel der Rahmenbedingungen in Gesellschaft und Wirtschaft sollte sich auch im Führungsverständnis widerspiegeln. Im traditionellen Führungsansatz lag der Fokus auf Kontrolle und Organisation, ohne die Entwicklung der Mitarbeitenden aktiv zu fördern. Mit dem Konzept des „Leadership“ rückte das Empowerment der Mitarbeitenden in den Vordergrund und die extrinsische Motivation in den Fokus, die sie im Sinne des Systems bewegt. Doch angesichts der wachsenden Komplexitäten reicht dies nicht mehr aus. Heute müssen Führungskräfte deshalb durch Vorbild führen und mit gezielter Weiterentwicklung zur inneren Einsicht der Mitarbeitenden beitragen.
Ein modernes Führungsverständnis verlangt nicht nur Klarheit über das „Was“ und „Wie“, sondern insbesondere über das „Warum“. Führungskräfte müssen Sinnhaftigkeit vermitteln, operative Tätigkeiten in den größeren Kontext setzen und Orientierung in Veränderungszeiten bieten. Unter den neuen Bedingungen wird Führung so zum zentralen Erfolgsfaktor. Dabei ergeben sich zwei wesentliche Prinzipien:
Verantwortung in der Führung übernehmen
Teams aus unterschiedlichen Menschen sind essenziell, um komplexe Aufgaben bewältigen und strategische Ziele erreichen zu können. Führungskräfte
stehen dabei vor der Herausforderung, Leistung jenseits operativer Kennzahlen messbar zu machen. Allerdings scheitert dies oft an Kommunikationsschleifen, unklaren Zuständigkeiten, Doppelarbeiten und unproduktiven Sitzungen, die durch mangelhafte Planung entstehen.
Hier setzt die volle Übernahme von Verantwortung an: Führung bedeutet, die eigene Aufgabe im Sinne der Organisation unter veränderten Bedingungen zu reflektieren und anzunehmen. Gleichzeitig erfordert es Zuversicht, einen positiven Umgang mit Unsicherheiten, Ungewissheiten und Unwägbarkeiten sowie das Vorleben und Einfordern von Eigeninitiative, Verantwortung und einer positiven
Fehlerkultur. Auch unter Spannungen bedingungslos Vertrauen zu geben und Menschen individuell abzuholen, ist zentral für reflektierte Führung. Das Motto müsste entsprechend lauten: „Ich weiß, dass es Spannungen gab; ich weiß auch, dass Sie nicht grundlos gehandelt haben. Ich möchte, dass Sie es noch einmal probieren. Bekommen Sie das hin? Ich vertraue Ihnen!“
Die eigene Haltung entwickeln und für sich formulieren
Die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortung ist ein wesentlicher Aspekt von Führung, setzt aber eine grundlegend proaktive und reflektierte Führungskraft voraus. Hier entscheidet eine innere Haltung, die sich in der Anwendung nicht allein durch technische oder rein kognitive Fähigkeiten auszeichnet, sondern eher durch emotionale Kompetenzen sichtbar wird:
Gerade viele Wohnungsunternehmen sind aus der Historie heraus hierarchisch aufgebaut und entsprechend strukturiert. Führung darf hier aber nicht nur in einer hierarchisch festgelegten Position verankert sein. Sie muss sich vielmehr beispielsweise durch Delegation die Freiheit gestalten, eigenverantwortlich Themen zu priorisieren, um dorthin gehen zu können, wo sie am meisten gebraucht wird. Hieraus ergibt sich die Verantwortung, durch Priorisierung und Delegation Mitarbeitende zu entwickeln und in ihrer selbständigen Arbeitsweise zu fördern.
Ebenen und Aufgaben guter Kommunikation
Manche Führungskräfte sind aufgrund besonderer fachlicher Leistungen in ihre Rolle als Führungskraft gekommen. In der Umsetzung und Ausgestaltung ihrer Führungsrolle haben sie „plötzlich“ vermehrt mit Menschen und deren Interaktionen zu tun. Daher gilt es, die Führungsrolle auch innerlich anzunehmen und die Bereitschaft zu entwickeln, in die Führungstätigkeit zu investieren. Denn selbst die erfahrenste Führungskraft kann nicht alles wissen, muss jedoch alles kritisch hinterfragen. Hierzu müssen Verhalten und Leistungen von Mitarbeitenden in persönlichen Gesprächen konsequent und sowohl mit der geeigneten Gesprächsmethode als auch mit wertschätzender und klarer Kommunikation thematisiert werden. Eine große Chance für Führungskräfte ist es, durch professionelle Kommunikation und Gesprächsführung den Rahmen für Vertrauen und Akzeptanz zu schaffen, um eine nachhaltige Beziehung zu Mitarbeitenden aufzubauen. Führungskräfte handeln also durch Kommunikation – immer und ausschließlich.
Grundsätzlich hat jede Art von Kommunikation eine Sach- und eine Beziehungsebene. Was oft in den Hintergrund gerät, ist die Tatsache, dass Themen, die in der Sache gelöst werden müssen, sich meist schon vorab auf der Beziehungsebene entscheiden. Für gute Kommunikation ist es daher wichtig, die Kompetenz zu entwickeln, Perspektiven zu erweitern und unterschiedliche Standpunkte miteinander zu verbinden.
Für die Anwendung einer effektiven (in der Sache) und respektvollen (zum Menschen) Kommunikation ist daher eine entsprechend reflektierte
Haltung mit einem dahinterliegenden Wertekanon für Führungskräfte entscheidend.
Vorbild durch Verantwortung

Die Stufen effektiver Kommunikation

Herausforderungen und Anforderungen
Aber warum ist die Klarheit über die eigenen Werte als Grundlage für gute Kommunikation so wichtig? Nun, je besser Menschen ihr eigenes Wertesystem kennen, desto leichter fällt es ihnen, sich selbst und andere zu akzeptieren. Da die eigenen Werte immer über Kommunikation vermittelt werden, ist diese auch immer ein Spiegel für die Führungskraft. Doch viele Führungskräfte tun sich dabei schwer. Warum ist das so? Ein Blick auf die verschiedenen Herausforderungen, die Kommunikation lösen muss, bietet eine Erklärung an:
Beziehungsaufbau
Im Spannungsfeld zwischen Humanität und Effektivität steht zunächst der Beziehungsaufbau zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden; Mitarbeitende sind das wichtigste Kapital des Unternehmens, daher ist die Sicherstellung der Zufriedenheit und die Schaffung einer positiven Atmosphäre durch eine gute Beziehung zum Vorgesetzten eine wichtige Aufgabe. Eine Bemerkung hat sich hier als unumstößliche Wahrheit etabliert: Menschen suchen den Anschluss an Unternehmen, doch es sind die Vorgesetzten, wegen denen sie oftmals wieder gehen.
Die Herausforderung liegt hier also nicht allein in der Führung von Mitarbeitenden, sondern im Umgang mit Menschen. Führung kann daher nur gelingen, wenn die Haltung und das charakteristische Vorgehen der Führungskräfte eine Resonanz, das heißt ein positives Verhalten bei den Mitarbeitenden erzeugt.
Konflikte
Weiterhin stellen zunehmend komplexere Rahmenbedingungen etablierte Strukturen immer mehr in Frage; als Ergebnis ungeklärter Rollen und Zuständigkeiten sind Führungskräfte daher zunehmend gefordert, offene wie verdeckte Konflikte im Team zu thematisieren und zu lösen. Hierbei geht es um Konflikte, in denen sie mitunter auch Teil des Problems sind. Da Konflikte immer auf der Beziehungsebene stattfinden, ist Konfliktmanagement für Führungskräfte immer auch Emotionsmanagement. Gerade aber diese internen Auseinandersetzungen kosten Geld und Zeit; mitunter lähmen sie ganze Organisationen. Konflikte lösen zu können, ist daher eine elementare Kommunikationskompetenz für Führungskräfte.
Orientierung in Veränderungszeiten
Letztlich bieten gute Führungskräfte durch eine positive und wertschätzende Kommunikation Orientierung für ihre Mitarbeitenden an: Indem sie den Menschen im Team und in der Organisation mit Empathie und Respekt begegnen, können Führungskräfte hierdurch eine Haltung des gegenseitigen Vertrauens und einer konstruktiven Zusammenarbeit fördern. Gerade in Zeiten dynamischer Veränderungen gilt es, Zuversicht zu vermitteln und für mehr Mut und Entschlossenheit zu werben, neue Dinge auszuprobieren. Die kommunikative Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Fehler auf diesem Weg nicht mehr frustrieren, sondern zu einem Teil der Lernkurve werden.
Fazit
Die für effektive Führung essenzielle Kommunikation umfasst viele Facetten: Sie berücksichtigt Grundbedürfnisse wie Respekt, Wertschätzung, Transparenz, Anerkennung und Zugehörigkeit, zum Beispiel durch Feedback. Zudem vermittelt sie Werte, bietet Orientierung, reduziert Unsicherheiten und schafft Motivation. Entscheidend ist dabei, wie klar und authentisch eine Führungskraft kommuniziert.
Menschen wollen keine Floskeln, sondern Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit, die Vertrauen sowie Echtheit fördern. Authentizität, einfühlendes Verstehen und Wertschätzung bilden die Basis für eine gute Gesprächskultur. Empathie ermöglicht einen echten Austausch auf Augenhöhe – den gewünschten Dialog. Unter diesem Gesichtspunkt wird die zentrale Verantwortung von Führung deutlich: Die Gesprächskultur eines Teams oder Unternehmens wird durch die Führungskraft geprägt. Kommunikation bleibt der entscheidende Schlüssel zu Leistung, Akzeptanz und Zielerreichung!

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Der Artikel ist erschienen der Ausgabe 4/2025 der Zeitschrift DW Die Wohnungswirtschaft, die von Haufe verlegt wird. Das gesamte Heft, in dem der nebenstehende Artikel erschienen ist, kann bei Haufe abonniert werden. Ein Angebot zum Kennenlernen finden Sie unter: https://shop.haufe.de/prod/dw-die-wohnungswirtschaft